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Tierisch (Sonora Desert Museum)

Ein erster Eindruck − Nicht weit vom Saguaro National Park entfernt befindet sich das Sonora Desert Museum. Wobei die Bezeichnung «Museum» der Kombination aus Zoo, botanischem Garten und naturhistorischem Museum nicht gerecht wird. Es beherbergt etwa 1200 Pflanzenarten und 300 Tiere, die man in ihrem natürlichen Lebensraum, der Wüste, beobachten kann.

Wir kaufen einen Zweitagespass, da es bei unserer Ankunft bereits nach 15 Uhr ist. Eine gute Entscheidung. Denn erstens ist der Preis nicht viel höher als beim Eintagespass und zweitens braucht man viel Zeit, will man die verschiedenen Bereiche alle anschauen. Wir legen sofort los und erkunden als erstes die Kalksteinhöhle und Mineraliengallerie. Hier könnte man viel über die Entstehung von Höhlen, Stalagmiten und Stalaktiten lernen. Da wir aber sowieso wieder vergessen werden, dass der Stalagmit ein Tropfstein ist, der vom Boden hochwächst und der Stalaktit sein Gegenstück, also ein Tropfstein, der von der Decke hängt, begeben wir uns lieber wieder ans Freie.

Wir passieren das Gehege der Mountain Lions. Nur nach genauem Hinschauen entdecken wir einen der gutgetarnten Pumas in der Felslandschaft. Gleich daneben befinden sich die Gehege des Schwarzbären und der Wölfe. Der Bär macht keinen besonders glücklichen Eindruck. Im Gegensatz zu den anderen Tieren ist sein Reich auch eher knapp bemessen. Von der Unlust des Bären profitieren die vielen Vögel, die sich gierig über die leckeren Gemüse- und Obststücke hermachen, die Meister Petz ignoriert. Im Bereich des «Desert Grassland» geniesst einer der Präriehunde die letzten Sonnenstrahlen. Für uns ein Zeichen, dass das «Museum» für heute schon bald seine Tore schliesst.

 

U d’Sunne geit im Weschtä uf... oder so ähnlich − Nicht weit vom «Museum» entfernt, finden wir einen Übernachtungsplatz mit grandioser Rundsicht. Im Westen geht die Sonne hinter den Saguaros unter, im Osten kommt der Vollmond hinter den Saguaros hoch. Ein schöner Abschluss eines schönen Tages.

 

Vielfalt − Am nächsten Tag beginnen wir die Tour durchs Desert Museum mit der Raptor Free Flight Show, eine Flugdemonstration von verschiedenen Greifvögeln. Zielsicher fliegen die Vögel über den Köpfen der Zuschauer hin und her und suchen jene Büsche und Bäume auf, auf denen der Vogeltrainer ein paar Happen versteckt hat. Dazu gibts Informationen zu den einzelnen Vogelarten. Die vorgeführten Vögel varieren von Show zu Show. Wir bekommen zuerst einen Chihuahuan Raven zu sehen. Der Rabe ist so flink, dass es Lulu nicht gelingt ein brauchbares Foto von ihm zu machen. Die Barn Owl (Schleiereule) und der Ferruginous Hawk (Königsbussard), der eine Spannweite von bis zu 1,5 Meter erreichen kann, sind deutlich einfacher per Kamera einzufangen. Die Show ist sehr interessant und wir sind beeindruckt vom stechenden Blick, den langen Klauen und dem spitzen Schnabel des Königsbussards.

Unsere Tour geht weiter zu den Javelinas, die kleinen Wildschweinen ähneln. Wie wir später nachlesen, ist ihr korrekter deutscher Name Halsbandpekari. Sie gehören zur Familie der Nabelschweine, die auf dem amerikanischen Doppelkontinenten zu Hause sind. Lustig ist, wie sie sich trotz des riesigen Naturgeheges alle auf kleinstem Raum zusammenrotten.

Coyoten, ein Ozelot, Otter, Bighorn Sheep und jede Menge Vögel begegnen uns auf dem weiteren Rundgang durchs «Museum». Natürlich darf aber auch ein Abstecher in den Kaktusgarten nicht fehlen. Auch hier ist die Artenvielfalt faszinierend. Es gibt so viele verschiedene Farben, Formen und Stachelarten...

Obwohl wir beide keine grossen Fans von Reptilien und Spinnen sind, nehmen wir am Nachmittag an einer Vorführung eben dieser Tiere teil. Wir wollen mehr über diese Arten erfahren und eventuelle Vorurteile abbauen. Der Fachmann liefert tatsächlich viele interessanten Fakten zu den verschiedenen Tieren und gibt Tipps im Umgang mit Klapperschlangen und Konsorten... trotzdem hält sich unsere Begeisterung weiterhin in Grenzen.

 

Hochleistungssportler − Umso mehr kann sich Lulu für den abschliessenden Besuch im Hummingbird-Haus (Kolibris) erwärmen. Wir haben die winzigen Vögel bereits in Canada und Alaska gesehen und Lulu hat die Tierchen sofort ins Herz geschlossen. Dass man sie hier nun so nah und lange beobachten kann, ist phänomenal. Die kleinen Vögel (die kleinsten Arten wiegen gerade mal 2.5 g) schwirren über unsere Köpfe hinweg und schlagen ihre Flügel dabei bis zu 80 mal pro Sekunde rauf und runter. Ihre Herzfrequenz kann dabei 1260 Schläge pro Minute erreichen. Um diese Leistung erbringen zu können, muss ein Hummingbird pro Tag den Nektar von 1000 Blüten aufsaugen. Bei einem Menschen mit gleichwertigem Energiebedarf würde dies etwa 136 kg «Futter» und über 500 Liter Wasser pro Tag entsprechen. Eine weiter Besonderheit des Hummingbirds ist, dass er auch rückwärts fliegen kann.

Lulu versucht die flinken Tiere mit der Kamera einzufangen. Die kleinen Kerle sind wirklich niedlich und entsprechend lange dauert es, bis Markus Lulu zum Gehen bewegen kann.

Damit ist unser Rundgang durch dieses faszinierende «Museum» beendet. Die Stunden sind im Nu verflogen. Es ist bereits am eindunkeln, als wir 12 Meilen weiter in Tucson eintreffen.